Ein kurzer Videoclip aus einer Überwachungskamera wurde zuletzt dem NABU-Marburg übermittelt: Zu sehen zwei Alttiere mit einem jungen Biber. Aufgenommen wurde das Video im Dezember 2024 südlich des Wehrs in Wehrda. Deutliche Fraßspuren an Bäumen und Sträuchern sind rund um die Halbinsel, auf der der Fußballplatz des FV Wehrda liegt zu sehen.
Blick vom Gelände des Fußballplatz FV Wehrda in Richtung altes Dorf: Eine "Biberrutsche" ist ein Zugang von Bibern zu den Uferbereichen. Im Hintergrund weitere Fraßspuren...
Am Ostufer des Fußballplatzes in Wehrda: deutliche Fraßspuren, - noch ist die Standsicherheit gegeben...
Beide Fotos: Hartmut Möller-NABU-Marburg
Aber dies sind nicht die einzigen neuen Spuren der nachtaktiven „Deichbauer“. So wurden selbst bei Tage Biber im Bereich der Lahn beim Aqua-Mar-Schwimmbad gemeldet und im Süden des Marburger Stadtgebietes im Bereich Gisselberg und Ronhausen.
Biberburgen sind in der Stadtmitte nicht zu erwarten, da die Uferböschungen vielfach mit Steinen befestigt und zum Teil begradigt wurden. Der NABU geht somit von zwei bis drei Biberrevieren an der Lahn im Marburger Stadtgebiet aus, - zwei Reviere an der Lahn bei Wehrda bis Cölbe und ein Revier in der „Gisselberger Spannweite“.
Der Biber zählt zu den Schlüsselarten der Lebensgemeinschaft Fließgewässer und deren Auen. Durch seine Bauaktivitäten schafft er insbesondere an kleinen Gewässern einzigartige Ökosysteme. Er trägt somit zur Erhöhung der Artenvielfalt, Gewässerreinigung und zum Hochwasserschutz bei. Da der Mensch den Flüssen immer weniger Raum lässt und Nutzungen oft bis an den Gewässerrand reichenkommt es vermehrt zu Konflikten mit dem Biber.
Damit müssen jetzt an Besitzer*innen von Grundstücken rechnen, deren Gelände bis direkt an die Lahn heranreicht. Denn aufgrund des Nahrungsmangels im Winter versorgen sich Biber mit wichtigen Nährstoffen aus Rinden von Bäumen und Sträuchern. Anrainer sollten daher ihre Bäume durch Drahtgitter schützen und wenn die Wachstumsphase für Gemüse beginnt, sollten auch die Beete ausreichend abgesichert werden.
Bäume und Gehölze jetzt schützen
Zur Vermeidung von Biberfraß an Gehölzen hat sich der Schutz mit Drahtgeflecht bewährt. Der Draht ist in ausreichendem Abstand um den Stamm zu führen, damit der Biber ihn nicht erreichen kann.
In Biberrevieren hat sich der Schutz von Ziergehölzen mit Maschendraht (Höhe 80 cm) bewährt. Zudem sollte die Zäunung stabil und im Boden verankert sein, um ein Anheben durch den Biber zu verhindern.
Will man diese Konflikte mit Landwirten und Gärtnern vermeiden müssten in Uferbereichen Schutzstreifen von 10 – 20m Breite ausgewiesen werden.
Weitere Informationen:
https://hessen.nabu.de/tiereundpflanzen/sauegetiere/biber/18409.html
Foto: Cornelia Gensler-NABU-Thüringen
Am Samstag, den 1. Juni 2023 trafen sich ehemalige Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 1956 der Theodor-Heuss-Schule aus Ockershausen mit ihrer ehemaligen Lehrerin im Lahnbogen bei Wehrda um von Bibern Spuren zu entdecken. Maurice Kerker und Hartmut Möller (NABU-MR) informierten die noch immer Wissenshungrigen über Verhalten, Fortpflanzung, Revier, Biberburg und Schutz des Bibers...
Der Sonntag,23.4.23 wurde zum Tag des Bibers in Marburg: am vormittag führte Eberhard Lübbeke die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, von jung bis alt, am linken Lahnufer auf die Spuren der Biber.
Am Nachmittag fand eine zweite Führung mit Hartmut Möller und Jonas Matusek statt.
Nach ihrer Ausrottung im 19. Jahrhundert sind die Biber wieder nach Hessen zurückgekehrt. Seit seiner Wiederansiedlung vor 30 Jahren im Spessart sucht er sich neue Lebensräume und ist seit 2019 auch in Marburg an der Lahn zu Hause.
Für unsere verbauten Flussauen ist der Auenarchitekt ein Segen, da er die Gewässer wieder naturnah gestaltet. Aber es gibt auch Konflikte...
Bei diesen Führungen wurde über die Lebensweisen der Biber informiert und über deren Verbreitung in Hessen, Gefährdungen und Schutzansprüche. In Marburg gibt es seit vier Jahren ein Biberrevier im Lahnbogen bei Wehrda.
Einer der dicksten Bäume, der am wurde am Lahnufer von Bibern gefällt wurde
Im Gänsemarsch durchs hohe Gras, - auf den Spuren der Marbuger Biber...45 Interessierte wollten mehr von dem streng geschützen Biber erfahren und konnten einige Spuren seiner Aktivitäten entdecken. Gesichtet wurde keiner, - denn Biber sind dämmerungs- und nachtaktiv.
An einem vom Biber gefällten Birkenstamm erklärte Hartmut Möller warum und wann Biber gerne Bäume fällen...
Vor vielen Jahren wurde hier ein Bereich der Lahn renaturiert, -kleine Nebenläufe und Inseln sind entstanden. Hier fühlen sich nicht nur Biber "sauwohl", auch Wildsäue, Rehe, Füchse, aber auch Waschbären...
Hunde sollten hier unbedingt nur angeleint mitgeführt werden...ein freilaufender Hund biss im vergangen Jahr einen Schwan zu Tode...verantwortlich dafür ist nicht der Hund, der nur seinem Jagdtreib folgt, sondern die Hundehalter*innen.
Seit 2018 sind Biber in Marburg an der Lahn angekommen und fühlen sich offenbar sehr wohl: auf ca. 1 km Uferlänge wurden über viele Fraßspuren entdeckt !
Viele der gefällten Gehölze wurden auch zum Bau der Biberburg abtransportiert.
Vereinzelt konnten Biber beobachtet werden, - was sehr selten ist, da Biber nachtaktiv sind.
Im Jahr 2021 konnte Nachwuchs, ein junger Biber, dokumentiert werden
Video: Pablo Stelbrink
Hinweis: das eingeblendete Datum in der unteren Leiste ist nicht korrekt. Richtig: der Clip ist von 2018
Copyright aller Biberfotos: Hartmut Möller
Biber sind leicht zu verwechseln mit Nutria, die sich das gleiche Revier problemlos teilen. Hier putzt sich ein Nutria-Pärchen. Der runde Schwanz ist bei dem Nutria rechts zu
erkennen.
Am Schwanz kann man unterscheiden: Biber oder Nutria...hier Nutria !
Foto: Hartmut Möller - 14.11.2020
...und das ist eine Baumfällaktion des Bibers. Übrigens: die häufigste
Totesursache von Bibern ist der Straßenverkehr,aber auch bei ihren Baumfäll-Aktionen können sie tötlich verletzt werden.
Der dickste Baum den die Biber in diesem Frühjahr 2022 gefällt haben
Im Winter, wenn die Vegetation ihren "Winterschlaf" macht, ist die Biberburg am besten zu sehen. Links am Uferrand ist eine "Biberrutsche" zu sehen. Der Zugang zur Wohnhöhle ist unter Wasser.
Ein Stück flußabwärts von der Biberburg haben die Biber in diesem Jahr angefangen einen Kanal zu buddeln